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Die ersten Meilen

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Published by in Vorbereitung ·
Seit Mitte Februar versuche ich nun, die Maia nach Deutschland zu bringen. Aber leider löst ein Sturmtief das nächste ab.
Die Nordsee kommt nicht zur Ruhe. Ich war nun schon mehrmals auf dem Schiff in Hindeloopen um einige Dinge zu reparieren und vorzubereiten. Auch mit Leo und Claudia haben wir schon ein Wochenende auf dem Schiff verbracht, was aber aufgrund der niedrigen Temperaturen und dem Sturm auch wirklich zu einer Herausforderung wurde. Durch das wiederholte Verschieben und Warten platzen natürlich auch alle Termine mit potentiellen Mitseglern.

Ende Februar gab es ein ruhiges Wetterfenster, aber mir fehlte ein Mitsegler. Ich habe kurz überlegt, ob ich das alleine mache, habe mich aber aufgrund meiner fehlenden Schleusenerfahrung dann doch nicht getraut. Mitte März hatten wir dann einen Termin beim Rigger in Lübeck, der leider auch geplatzt ist. Auch der letzte mögliche Überführungstermin mit meinem Bruder verstrich ungenutzt.

Aber dann öffnete sich ein Wetterfenster ab dem 18.3. Kurzentschlossen fragte ich Aiko, einen Freund, der handwerklich geschickt ist, sportlich, nett, zäh aber total unerfahren. Aiko hatte zum Glück Zeit und hat kurzfristig zugesagt. Bei 2° C und Windstärke 10 aus N fuhr ich 2 Tage vorher mit dem Zug nach Holland, Aiko kam ein Tag später nach. Der Sturm hat sich auch hier nochmal eingemischt und verhindert, dass ich im Hafen zum Tanken fahren kann. Am Vorabend der Abfahrt wurde der Wind dann erstmal etwas weniger und wir haben es mit 6 Leuten dann geschafft, das Schiff zur Tankstelle zu verholen. Auch als wir abends einschliefen, pfiff es uns immer noch ordentlich um die Ohren.
Am nächsten Morgen um 4 klingelt der Wecker und tatsächlich ist der Wind eingeschlafen. Um 5:30 gehen dann die Leinen los und wir fahren raus aufs Ijsselmeer in einen wunderschönen aber sehr kalten Sonnenaufgang.
Nachdem wir die sehr angespannte erste halbe Meile durch alle Untiefen hinter uns haben, beschleunige ich auf 7 kt bei 3000 rpm. Als direkte Folge daraus wird die Mschine zu heiß. Nachdem wir auf 2300 rpm drosseln pendelt sich die Temperatur bei 90° ein. Ärgerlich, aber ich blende das erstmal aus, wir kommen auch mit 2300 rpm nach Hause. Nach gut einer Stunde fahren wir dann durch die Schleuse und Brücke in Kornwerdersand auf die Nordsee.
Meine erste Schleuse ist unspektakulär und funktioniert mit Aiko total souverän, als hätten wir nie was anderes gemacht. Den ganzen Vormittag fahren wir zwischen den friesischen Inseln über spiegelglattes Wasser mit der ablaufenden Tide Richtung Nordsee.
Frühen Nachmittag passieren wir Terschelling und fahren auf die offene Nordsee. Vor der 10m Linie steht auf offener See eine Brandung, die uns auch auf 50 Fuss gehörig Respekt abfordert. Nass aber unbeschadet passieren wir auch diese und biegen dann auch bald nach Norden ab.
Leider wird mir etwas schlecht, was ich auch die ganze Nordseepassage nicht wieder loswerde. Es steht noch eine kräftige Welle, die sich in ener Woche Nordsturm aufgebaut hat. Außerdem geht der nächste Nordsturm gerade über die nördliche Nordsee hinweg und schickt uns weiter seinen Schwell.
Ab 15 Uhr habe wir ca 8 kt Wind und wir setzen die Segel. Beim Großsegel klappt das leider nicht. Nach halber Strecke ist Schluß. Das Achterliek hat sich so verklemmt, dass wir auch mit einer Stunde Arbeit das Segel keinen cm weiter rauskriegen. Wir lassen das halb ausgekurbelte Segel trotzdem stehen um das Schiff zu stabilisieren.
Die Maschine läuft mit 1800 rpm mit. Alles zusammen machen wir einen Schnitt von ca 7kt. Anfangs mit dem ablaufenden Wasser und dann mit der Flut vor den Inseln mit 9kt, nächsten morgen gegen das ablaufende Wasser in der Elbmündung nur noch mit 3 kt SOG. Der Morgen präsentiert sich in der Elbmündung kalt, grau, regnerisch und mit viel Verkehr.
Schon bei der Ansteuerung auf die Elbemündung spricht uns Elbe Traffic an, und fordert uns auf, sie auf Funk mitzuhören. Viel Verkehr und starke Strömung fordern unsere Aufmerksamkeit.
Kurz vor Cuxhafen liegt ein großer Frachter, die Calypso,  am Rande des Fahrwassers und lädt Fracht um auf kleinere Landungsboote. Der Bereich um den Frachter ist abgesperrt und Elbe Traffic weist alle immer wieder auf die Gefahrenstelle hin und bittet um Vorsicht und Rücksichtnahme.
Als wir dann eine Stunde später in den Wartebereich vor der Schleuse Brunsbüttel einlaufen, hören wir einen ziemlich empörten Skipper der Calypso über Funk, der sich bei Elbe Traffic über zwei große Motoryachten beschwert, die gerade mit voller Fahrt und viel zu geringem Abstand an der Entladestelle vorbeigerauscht sind. Als dann 10 min später die Schleuse öffnet und wir vom Wartebereich ins Becken einfahren wollen, nehmen uns zwei große finnisch beflaggte Motoryachten die Vorfahrt.
Wir haben noch kurz überlegt, ob wir der Wasserschutzpolizei mal nen Tip geben, aber wir wollten uns dann erstmal auf uns selber konzentrieren.

Das Anlegen in der Schleuse dauert hier etwas länger, da die Schwimmstege so niedrig sind, dass ein Auf- und Absteigen vom Schiff wirklich schwierig ist. Außerdem drückt uns der Wind von der Brücke weg und ich habe die Springleine zu weit vorne am Schiff belegt. Muss ich mir merken... Als wir dann fest sind gehen die Tore zu, aber weiter geht es nicht. Und wir warten ca 30 min. Da ich die Schleuse nicht kenne, wissen wir nicht, ob das "normal" ist. Dann nach einer halben Stunde klärt sich alles auf. Die Polizei klettert in die Schleuse herunter und geht an Bord der beiden Motoryachten. Das gibt Mecker! Offensichtlich hat Brunsbüttel wohl geschaltet und da mal angerufen. Nachdem die Polizei von Bord ist, kommt noch ein sehr netter Beamter vorbei und gibt uns ein Merkblatt mit Befahrensregeln für den NOK. Hatten wir zwar auf dem Bildschirm, aber auf Papier ist auch ganz praktisch.
Dann wird geschleust und um 11:30 fahren wir auf den NOK. Im Regen. Was zunächst als ganz aufregend erscheint, mitten durchs Land zu fahren wird nach spätestens einer Stunde langweilig. Eigentlich ist Fahren mit Autopilot nicht empfohlen, wir stellen aber fest, dass Rudergehen echt nervig ist. Unsere Lösung ist die Fernbedienung vom Autopiloten in der Tasche, auf dem Deck sitzend. Endlich schaffen wir es mal in Ruhe zu Frühstücken und Kaffee zu trinken.

Nach 6 Stunden langweiliger Fahrt haben wir dann plötzlich Motoraussetzer und Drehzahlschwankungen. Ich bekomme einen Mordsschreck, da ein Motorenausfall im schmalen NOK bei dem herrschenden Grossschiffsverkehr sofort zum Notfall würde. Aber die Maschine fängt sich wieder.

Nach 2 weiteren ereignislosen Stunden fahren wir an den Wartesteg vor der Holtenauer Schleuse in Kiel. Dort werden wir von 3 "ordentlichen" deutschen Seglern erstmal darauf hingewiesen, dass unser Dampferlich nicht eingeschaltet ist, obwohl wir unter Maschine fahren. Ein freundliches "Guten Abend" hätte vielleicht auch gereicht... Dann wurden wir von den besorgten Herren noch angesprochen, ob wir denn auch schon bezahlt hätten. Dann haben wir kurz geschleust, um die besorgten Herren dann auf der anderen Seite am Yachtkai schon wieder zu treffen. Da wir noch Winter haben, sind wir die einzigen Boote dort. Da gab´s dann noch ´ne dumme Bemerkung, da ich die Einfahrt nicht mit unserem Kartenplotter, sondern mit dem Tablet gefahren bin. Nachdem wir nach 40 Stunden Fahrt endlich fest sind und die Maschine abschalten freuen wir uns nur noch auf die nächste Hafenkneipe mit Bier und zünftiger Speisekarte. Auf dem Fussweg dorthin treffen wir einen der uns mittlerweile bekannten Segler rüttelnd an der Toilettentür mit einem offensichtlich dringendem Bedürfnis, dass er hier aufgrund der Vorsaison nicht erledigen konnte.
Instant Karma.

Schnitzel, Bratkartoffeln und 2 Bier und dann endlich schlafen. Am nächsten Morgen reist Aiko ab und mein alter Freund Lars kommt an Bord um mir auf dem letzten Teil der Reise zu helfen. Da unser Riggingtermin in Lübeck bereits verstrichen ist, soll es nach Flensburg gehen. Unser Hafen hat auch noch nicht offen, aber die Seglervereinigung Flensburg in Fahrensodde gewährt uns Unterschlupf. Vielen Dank fürn die unkomplizierte Hilfe an den Hafenmeister Helge. Morgens um 10 legen wir in Kiel ab.
Auf der Ostsee haben wir dann 30 statt der vorhergesagten 17 kt Wind aus West. Die Maschine fängt am Ausgang der Kieler Förde wieder an zu zicken, aber da wir genug Wind haben, schalten wir diese ab. Trotzdem wir das Groß nicht setzen können und nur noch die Hälfte der Genua ausrollen machen wir 7-9 kt. Als wir Kalkgrund passieren und nach West drehen wollen wir die Maschine starten um in die Flensburger Förde einzulaufen.
Da kommt dann die nächste Überraschung, der Motor macht keinen Mucks. Zum Glück ist mein Anflug von Seekrankheit auf der Nordsee geblieben und es macht mir nichts aus, im Maschinenraum auf Spurensuche zu gehen. Lars segelt auf Deck derweil erstmal weiter auf Kurs Sonderborg, Verkehr gibt´s zum Glück keinen.

Nach einer halben Stunde Messen und Suchen stelle ich fest, dass der Magnetschalter klemmt, was sich glücklicherweise durch einen gezielten Hammerschlag erstmal beheben lässt. Dabei entdecke ich auch die Ursache für unsere Temperaturprobleme, der Stehbolzen zum Spannen des Keilriemens ist gebrochen und Lichtmaschine und Keilriemen haben nicht genug Spannung. Eine weitere Stunde später werfen wir Claudia und Leo die erste Leine in Flensburg über.

Endlich angekommen. Vielen herzlichen Dank noch mal an dieser Stelle an Aiko und Lars, ohne die diese Reise nicht möglich gewesen wäre.



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