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Motor Revision

Sailing-Maia
Veröffentlicht von in Technik · 4 Juni 2019
Es wird immer mehr… die to-do-Liste wird immer länger.
 
Nach den Begebenheiten auf der Überführung letzte Woche, habe ich mich nun doch entschieden die Maschine auszubauen, zu überholen und wieder einzusetzen. Zwar ist ein Yanmar 4JH von der Basis unverwüstbar, und auch über die 7400 Betriebsstunden haben die bei Yanmar nur gelacht, aber die Anbauteile und Aggregate sehen nicht gut aus.
 
Es hat offensichtlich über Jahre durch schlecht abgedichtete Fussschalter und Steuersäule auf den Motor getropft. Dadurch hat sich teilweise ganz schön Rost gebildet. Vor allem auf Öl und Kraftstoffleitungen. Weiterhin sind alle Schläuche porös, Kabelisolierungen brüchig und Motorlager weich.
 
Konkrete Probleme waren :
 
ein Anlasser, der nur mit Hammerschlägen funktioniert, vermutlich vergammelte Basisplatte mit festsitzenden Kohlen.
 
Überhitzung bei Drehzahlen über 2000 U/min, die Ursache ist ein gebrochener Haltebolzen an der Lichtmaschine, mit der auch der Keilriemen der Wasserpumpe gespannt wird.
 
Dieser Defekt verursacht auch eine Ladeschwäche der Lichtmaschine.
 
Drehzahlabfall nach kräftigem Gas geben, vermutlich ein dichter Filter oder poröse Schläuche oder Dichtungen.
 
Starke Vibrationen an der Welle, ursächlich vermutlich die weichen korrodierten Motorlager, die zu einer Fehlstellung von Motor und Welle führen (Wie sich später herausstellt kommt auch noch ein loser Flansch dazu).
 
Anhand der Explosionszeichnungen mache ich mir eine Materialliste und bestelle insgesamt 95 Teile für insgesamt etwas über  3600€. Enthalten hierin auch eine neue Diesel- und Frischwasserpumpe, da es für diese keine Dichtsätze gibt.
 
Zunächst habe ich versucht, das ganze abzugeben, hatte auch Bootsmechaniker an Bord, aber die haben pessimistisch abgewunken mit dem Hinweis, das wäre ein viel zu großer Aufwand und würde Wochen dauern diese Maschine auszubauen.
 
Zum Glück hat ein Freund von mir dann gesehen, wie man den Cockpitboden öffnen und die Verkleidung unter dem Niedergang wegbauen kann. Daraufhin habe ich mich dann widerwillig entschlossen, doch mall wieder alles selbst zu machen obwohl ich eigentlich gar keine Zeit habe.
 
Nachdem ein guter Freund der mir eigentlich helfen wollte leider ernsthaft erkrankt ist, stehe ich zunächst mal wieder vor einem „Mannschaftsproblem“. Wie so oft hilf ebay Kleinanzeigen und ich lerne Sandro kennen. Zwar keine Ahnung von Booten, aber ein erfahrener und umsichtiger Schrauber.
 
Zusammen schaffen wir es an einem Tag das Cockpit zu öffnen, alle Hindernisse aus dem Weg zu bauen und die Maschine vom Schiff zu trennen. Am nächsten morgen schaffen wir es dann mit Handkettenzug und Baum, den wir durch eine extra Dirk abfangen, die Maschine erst ins Cockpit und später aufs Deck zu heben. An dieser Stelle noch mal ein großes Dankeschön und Kompliment an alle Helfer.
 
Dann dauert es leider 3 Tage Warten, bis wir das 260kg Monster von Bord kriegen. Wieder einmal bremst uns das Wetter, der Ostwind ist so stark, dass an ein Verholen des Schiffes an die Mole nur mit dem Dinghy nicht zu denken ist. Am Wochenende ist dann zwar der Wind weg aber leider auch der Kranführer. Der ist im Osterwochenende und am Kran hängt nur ein Zettel mit der Aufschrift 123LEO . Hilft uns auch nicht.
 
Mithilfe meines Bruders entschließen wir uns für einen Versuch ohne Kran. Das Schiff nur mit Dinghy durch den Hafen an die Mole zu bringen ist echt tricky aber klappt. Mit viel Geduld, Ruhe, Leinen und Dinghy schaffen wir es, die MÃIA längsseits an die Betonmole auf der anderen Hafenseite zu bugsieren. Das alleine ist schon keine so schlechte Leistung, da der Platz nur gut einen Meter länger ist, als unser Schiff. Dort heben wir den Motor mit dem Baum direkt auf den Autoanhänger. Zum Glück reichen Höhe und Auslage des Baums um den schweren Brocken weit genug auszuschwenken. Danach geht das Schiff dann wieder auf dem gleichen Weg zurück, mittlerweile schon grenzwertig, da wir ca 8 kt Wind haben. Insgesamt brauchen wir 2 Stunden für Manöver und Verladen. Aber ohne einen einzigen Kratzer. Perfekte Zusammenarbeit, Danke an Ole & Sandro.
 
In der Werkstatt von Knut zerlege ich die Maschine an einem Tag. Dann fängt die erneute Montage an. Beim zerlegen der Salzwasserpumpe übersehe ich leider einen Sprengring und zerstöre mit Gewalt und einem Abzieher eine Nut im Gehäuse. Ärger Ärger Ärger… Da ich mir vorgenommen habe, nicht zu pfuschen, bestelle ich noch mal für 600€ eine neue Seewasserpumpe.  
 
Weiter geht es leider erst nach 4 Wochen, da ich durchgehend auf Jobs bin. Dann allerdings schaffe ich es an einem Tag wieder alles zu montieren. Alle Teile wurden richtig von mir bestellt und von Dieselpartseurope perfekt geliefert. Vielen Dank. Ich tausche alle Schläuche, Ölleitungen, Dieselleitungen, Wasserpumpe, Seewasserpumpe, Dieselförderpumpe, eingeschraubte Schlauchanschlüsse, Dichtungen, Hohlschrauben, O Ringe, Kupferringe. Anlasser und Lichtmaschine waren bei einem Spezialisten und wurden instandgesetzt inkl neuer Kohlen, entrosten, reinigen und neu lackieren und konservieren.  
 
Am Abend vor dem Einbau fahre ich auf das Boot und muss mit Ole noch eine Fundamentschraube ausbohren, die beim Ausbau abgerissen ist. Dann reinige und streiche ich die Bilge unter dem Motor und montiere die neuen Motorhalterungen auf den Fundamenten.
 
Am nächsten morgen muss ich dann erstmal meinem Bruder helfen, den Mast auf seiner Lynäs 29 zu stellen. Er liegt mit seinem Boot gegenüber, auf der anderen Seite der Förde. Wie jedes Jahr zu diesem Ereignis regnet es wieder. Das ist aber nur die Einstimmung auf später.
 
Anschließend holen wir den Motor mit dem Anhänger meines Bruders und transportieren diesen zum Hafen. Ein Stück weiter an unserer Brücke ist zum Glück so viel Platz, dass wir die Maia nur aus der Box rausholen müssen und zwei Boxen weiter wieder reinfahren und quer liegen können. Allerdings haben Wind und Regen so zugenommen, dass wir uns erstmal nicht trauen, die Maia umzulegen, Außerdem ist es wirklich ungemütlich. Nach einer halben Stunde wird es nicht besser und nach kurzer skeptischer Besprechung entschließen wir uns aber, die Sache jetzt durchzuziehen. Wir machen das Dinghy klar und ich lege lange Leinen aus, von unserem Zielplatz, über diverse Pfähle bis zum Schiff. Weiterhin legen wir Strecktaue in die Box und sichern die MÃIA mit weiteren langen Leinen an der Brücke. Dann lösen wir die Festmacher und schaffen es ab dann, mit den Winschen und viel Geduld die MÃIA aus der Box, durch die Gasse in die neue Box zu ziehen und dort längsseits zu legen. Die verwendeten Leinen lassen wir alle liegen für den Rückweg. Anstrengendes manövrieren, langsam aber sicher. Natürlich im strömenden Regen.
 
Der Anhänger meines Bruders ist mit 1m Spurbreite zum Glück so schmal, dass wir diesen auf die Brücke bis neben das Schiff schieben können. Das Einhägen des Motors in den Kettenzug und das an Deck hieven geht unkompliziert und dauert nicht lange. Bevor wir die Maschine nach unten ablassen, müssen erst die für den Transport montierten Motorhalterungen wieder entfernt werden, da die Maschine sonst nicht durch die Luke passt. Die Maschine müssen wir nahezu senkrecht durch die Luke ablassen. Dann werden im hängenden Zustand die Motorhalterungen wieder montiert und der Motor mit einem zweiten Hebegeschirr wieder waagerecht gehängt. Das Absetzen auf die neuen Füße geht schnell und unkompliziert. Danach gibts wieder eine Stunde Leinenarbeit in umgekehrter Reihenfolge, um die MÃIA wieder an ihren Liegeplatz zu bringen. Nachdem das Schiff wieder an seinem Platz liegt steige ich in das mittlerweile halbvolle Dinghy, um alle ausgebrachten Leinen im Hafen wieder einzusammeln. Auch das alles im strömenden Regen. Wir machen Feierabend. Schon wieder danke an ein echt geiles total nasses Team.
 
Eine weitere Nacht auf einem kalten feuchten Schiff. Mit Heizlüftern trockne ich meine Arbeitskleidung und Schuhe. Das Schiff trocknet kaum, da ich wegen Regen und Wind die Luken dichthalten muss. Nächsten morgen fange ich früh an mit der Ausrichtung der Maschine und dem Anschluss an die Welle. Hierbei treten gleich mehrere Probleme auf. Der Flansch auf der Welle hat offensichtlich etwas Spiel. Das darf natürlich nicht sein. Das führt erstmal zu Unwuchten und kann im weiteren Verlauf dazu führen, dass der Kraftschluss zum Propeller verloren geht oder noch schlimmer, die Welle beim Rückwärtsfahren aus dem Boot gezogen wird. Ein weiteres Problem ist ein heftiger Wassereinbruch an der Schaftdichtung, wenn ich diese zum Getriebe ziehe. Das liegt zum einen daran, dass diese schon vorher zu wenig Vorspannung hatte und zweitens das Gummi durch die letzten 4 Wochen bei zurückgeschobener Welle zu stark gestaucht wurde. Leider kann ich die Spannung nicht so einfach verändern, da ich dafür einen 1/16“ Inbus benötige. Diesen zu besorgen kostet mich ca 2 Stunden. Dann habe ich den Inbus. Die Vorspannung kann ich zum Glück schnell verändern. Aber erstmal verringere ich die Spannung noch weiter, damit ich die Welle noch weiter nach hinten schieben kann. Dadurch kann ich eine 30mm Nuss auf die Kopfschraube auf der Welle setzen und den Flansch auf dem Konus mit brachialer Gewalt anziehen. Anschließens ziehe ich die Welle cm für cm Richtung Getriebe und setze natürlich schrittweise auch den Schleifring der Dichtung weiter. Am Ende sitzt die Welle gut ausgerichtet am Getriebe fest und ist dicht.
 
Dann ziehe ich die Schrauben der Motorfundamente an und reiße 2 weiter Gewinde ab. Ich atme ganz tief und ruhig ein und aus...
 
Das alles natürlich in nass, da ich für die bessere Zugänglichkeit wieder den Cockpitboden geöffnet habe und natürlich regnet es wieder.
 
Ab dann geht es den Rest des Tages erstmal ganz unspektakulär weiter. Dieselleitungen, Seewasserleitungen und Abgasleitungen werden montiert. Getriebeöl, Motoröl und Kühlwasser aufgefüllt. Die Kabelbäume werden per Multistecker aufgesteckt. Noch kurz den Diesel entlüften und nachdem ich den Motor eine Zeit ohne Kraftstoff habe drehen lassen, um das Öl im Kreislauf zu verteilen, schliesse ich das Entlüftungsventil und der Yanmar startet sofort und völlig unspektakulär.
 
Da die Halterung der Lichtmaschinen in meinen Augen etwas sehr iprovisiert waren, werde ich diese neu konstruieren. Auch die Motorfernsteuerung tausche ich gegen eine Einhebelbedienung aus und verlege deswegen auch die Steuerkabel neu.
 
Ich muss jetzt erstmal wieder arbeiten und werde mich aber natürlich im Juli mit den nächsten technischen Geschichten bei euch melden.



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